American Akitas vom Wächterberg

Porträt

Im Sommer 2008 mussten wir unseren ersten Akita-Rüden, Bruno, mit fast 13 Jahren für immer gehen lassen. Jeder Hundefreund, der schon einmal einen solch schmerzlichen Verlust erfahren hat, weiß, wie weh das tut und auch unsere zwei Akita Mädels, Cheyenne und Jane, konnten Brunos Lücke lange nicht schließen. Doch einige Wochen nach diesem traurigen Ereignis konnten wir nicht anders und fingen an, uns bei in- und ausländischen American Akita - Züchtern nach einem neuen zukünftigen Familienzuwachs umzusehen.

Durch einen Hinweis von Janes Züchterin und über Umwege bei amerikanischen Züchtern kamen wir schließlich auf den FCI -Zwinger Buckshots Akitas in Czarny Dunajez in Polen. Die Internetpräsenz dieser Züchter sagte uns auf Anhieb zu: herrliche American Akitas, die nicht nur in restriktiver Zwingerhaltung leben müssen, erfolgreiche Ausstellungsbesuche in Polen, Ungarn und Deutschland, Zucht mit amerikanischen Linien und Vorfahren, die zu den Top-American Akitas in den USA gehören. Ihre Hündin, Autumn in Aspen, die vom amerikanischen Zwinger CR Akitas stammt, erwartete ihren zweiten Wurf und so setzten wir uns mit den Züchtern, Basia und Mirek, in Verbindung und nach mehreren Telefonaten und E-Mails standen wir auf Platz 2 der Reservierungsliste.

Am 8. Oktober 2008 war es soweit, Aspens und Maroteam’s Bostons (das ist der Vater dieses Wurfes) Welpen wurden geboren: zwei Mädchen und fünf Jungs. Alle Babys waren schwarz/weiß bis auf ein Rüde, der war braun/weiß und dieser erregte vielleicht darum auch unsere Aufmerksamkeit.

Im Laufe der folgenden Wochen entwickelten sich die Babys prächtig und wir danken Basia und Mirek, die uns immer wieder mit Fotos und Informationen auf dem Laufenden hielten. Platz 1 der Reservierungsliste, eine Finnin, entschied sich für einen schwarz/weißen Rüden und somit war der Weg nun frei für unseren braun/weißen Knirps. Die Züchter entschieden sich für den Wurfbuchstaben „O“, was in Polen nicht der Wurfanzahl entspricht, denn dies war erst der vierte Wurf in diesem Zwinger. Und so tauften wir unseren Schützling auf den klangvollen Namen „Out of the Shadow“, Rufname Shadi.

Kurz vor Weihnachten 2008 machten wir uns auf den 500 Kilometer langen Weg Richtung Hohe Tatra, um unseren Shadow endlich abzuholen. Verschneite Straßen und endlose Staus wandelten die Fahrt dorthin zu einer Tortur, doch sehr freundschaftlich und warmherzig empfingen uns Basia und Mirek und waren für zwei Tage liebe Gastgeber. Es war eine Freude, Shadow und seine Geschwister aber auch die vier erwachsenen Akitas kennen zu lernen und ihnen zuzuschauen. Viel gab es in diesen Stunden zu erzählen und über die American Akita-Zucht auszutauschen und die Verständigung klappte hervorragend in englischer Sprache.

Die Heimfahrt verlief komplikationsloser und Shadow verhielt sich sehr brav. Die meiste Zeit schlief er und auf den Zwischenstopps ging er schön an der Leine ein paar Schritte mit uns.
Von Anfang an war er zutraulich und überhaupt nicht zurückhaltend oder gar ängstlich. Endlich daheim angekommen, gab es ein erst einmal verhaltenes Willkommen von Chey und Jane, doch die Begrüßung der restlichen Familienmitglieder verlief umso herzlicher und erhobenen Hauptes und ohne zu zögern marschierte Shadi in sein neues Zuhause.

Die Welpenzeit verging wie im Fluge und Shadi war, wie das für einen American Akita nun mal so ist, beständig am Wachsen. Mit 4 Monaten brachte er 21 Kilo auf die Waage und das Treppehoch- und Treppabtragen wurde mehr und mehr zum Kraftakt. An unseren Tagesrhythmus hatte er sich schnell gewöhnt und nach einiger Zeit auch gelernt, dass man nicht in die Wohnung pieselt. Unsere Waldspaziergänge, am liebsten durch schlammige Pfützen, mochte er über alles und mit Jane ließ es sich so herrlich im Garten herumtoben. Ansonsten war er ein Meister im Herunterangeln von Blumentöpfen, Stibitzen von Kiwis aus der Obstschale, Zerschreddern von abgelegten Zeitungen oder Zerpflücken von Hundebetten. Überhaupt war Shadow ständig auf der Suche nach neuen Dummheiten und man konnte den Schlawiner keine fünf Minuten aus den Augen lassen.

Inzwischen ist Shadow 15 Monate alt und ein imposanter American Akita Rüde geworden. Vom Temperament aber ist er immer noch unheimlich agil und lebhaft. Von unseren bisherigen Akis sind wir im Haus und in unserer Gesellschaft eigentlich das träge und außergewöhnlich ruhige, fast schon phlegmatische Verhalten gewöhnt, aber Shadow ist anders. Das geht schon am Morgen los, dass er uns weckt, sobald er merkt, dass man so kurz vorm Aufwachen ist und sich etwas bewegt. Und dann will er sein Futter und dann was tun, am liebsten raus zu einer kleinen Runde. Und so mag er es auch tagsüber, eine Beschäftigung zu haben. Klar legt er sich dann auch ab und zu in unser Arbeitszimmer und döst einige Zeit, aber wenn ihm die Zeit zu lang wird, kommt er immer wieder und fordert ein, dass man sich ihm zuwendet und was unternimmt. Man kann mit ihm lange und ausgiebig spielen, darauf ist er sehr ansprechbar und rennt auch zig mal den Bällen hinterher.

Sein Verhältnis zu allen Familienmitgliedern ist sehr eng und er liebt es, am ganzen Körper durchgeknuddelt zu werden. Bei Fremden ist er erst mal reserviert und unterscheidet dann, je nachdem, wie sie auf ihn zukommen. Was er nicht mag, gleich durchgekrault zu werden von jemandem, den er noch nicht kennt, da wurde er schon unwirsch. Er springt einen auch gern zur Begrüßung an, daran müssen wir noch arbeiten.

Bei allen Begegnungen mit anderen Hunden, die wir so auf den Ohorner Hunderunden treffen, spielt er sich gern auf. Da ist er mit Cheyenne und Jane einer Meinung: Das gesamte Revier gehört uns. Darum ist er bestrebt, sich nach Möglichkeit von vornherein Respekt und Kontrolle zu verschaffen, wenn man ihn lässt. Und Shadow nicht zu lassen, ist nicht immer ganz leicht.

Auf neutralem Terrain und in der Hundeschule zeigt sich Shadow von seiner besseren Seite. Abgesehen von ein paar wenigen Rüden, mit denen er so gar nicht kann, ist er hier seinen Artgenossen gegenüber aufgeschlossen, neugierig und zuweilen auch freundlich. Beim Training ist er schnell motivierbar und arbeitet auch gut mit. Alle wichtigen Kommandos führt er aus, wenn auch nicht immer sofort.

Aufgrund seiner Jagdleidenschaft können wir Shadow in unseren recht wildreichen Wäldern eher selten von der Leine lassen, doch wenn er die Möglichkeit zum Freilauf hat, tobt er ausgelassen über die Felder oder erkundet schnüffelnd seine Umgebung.

Alles in allem möchten wir unseren Shadi aber keine Minute mehr missen, denn er ist ein festes Mitglied unserer Familie geworden und brachte uns bisher schon jede Menge Freude, Abwechslung und Gesprächsstoff in unseren Alltag. Noch ist er nicht ganz „fertig“ und es gibt noch einiges, was er lernen muss und ganz sicher wird er uns noch vor einige Herausforderungen stellen, in denen wir wieder aufs Neue beweisen müssen, wer in Konfliktsituationen das Sagen hat. Doch mit Ruhe, liebevollem und konsequentem Durchsetzungsvermögen, Gelassenheit und unerschütterlicher Zuneigung (egal, was der Lümmel wieder verzapft hat) wird unser Shadow ganz sicher noch zu einem (fast) perfekten Begleiter.

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